Microsoft ist für sein Betriebssystem bekannt, für seine Office-Software und ja, auch für sein Totalversagen, im Smartphone-Markt Fuß zu fassen. Was aber kaum einer weiß: Microsoft ist auch ein deutliches Beispiel für destruktive Mitarbeitermotivation.

Inzwischen hat das Unternehmen die Zeichen erkannt uns das interne Rankingsystem umgestellt. Aber viele Jahre lang führte es zu unzufrieden Mitarbeitern und einer toxischen Arbeitsatmosphäre.

Wie konnte es so weit kommen? Beginnen wir der Reihe nach.

In diesem Post stelle ich den häufigsten Denkfehler vor, den Manager machen, wenn sie ihre Mitarbeiter motivieren wollen.

Das Problem mit der Mitarbeitermotivation

Eigentlich könnte es doch so einfach sein. Man stelle sich ein Wettrennen vor. Vier Läufer, die gegeneinander antreten, alle gleichzeitig. Der Wettkampf spornt an, die Läufer sind motiviert.

Kurz vor dem Ziel, ein Blick nach links: Der Gegner ist fast gleichauf, er droht, den Sieg zu erringen! Also nochmal alle Kräfte mobilisieren, um doch noch als Erster über die Ziellinie zu laufen.

Wettkampf motiviert, keine Frage.

Das Beispiel lässt sich allerdings nicht deckungsgleich auf die Arbeitswelt übertragen. Und doch ist es genau das, was viele Unternehmen tun.

Wettkampf motiviert nur kurzzeitig

Das Wettrennen ist zeitlich begrenzt. Der Wettkampf sorgt für einen kurzen, aber starken Motivationsschub. Fast wie eine Rangliste: Ich sehe meinen Gegner drei Schritte vor mir und bin deshalb motiviert, noch etwas schneller zu rennen.

Das klappt deshalb, weil auch professionelle Wettkämpfer nicht jeden Tag um die Wette rennen. Und überhaupt: Sie rennen nicht nur, um zu gewinnen, sondern auch, weil ihnen noch ganz andere Aspekte an ihrem Sport Spaß und Erfüllung bereiten.

Mitarbeiter hingegen gehen jeden Tag zur Arbeit. Hin und wieder ein kleiner Wettkampf, das kann Spaß machen. Aber man stelle sich vor, dass jeder einzelne Tag ein Wettrennen ist, und, sagen wir, die besten 10% gewinnen. Das bedeutet, dass 90% jeden Tag verlieren.

Wie soll das motivierend sein?

Das ist aber noch nicht alles. Nicht nur ist pausenloser Wettkampf ermüdend und demotivierend. Zusätzlich dazu überhaupt nur manche Menschen für Wettkämpfe empfänglich.

Wettkampf motiviert nicht einmal alle Menschen

Um das zu verstehen, hilft ein Blick auf die ursprünglich von Richard Bartle entworfenen Playertypes. Ich habe das Modell etwas abgeändert, die Grundidee ist aber die gleiche.

Lass uns einen Blick auf die Grafik werfen.

Human Types

4 Human Types

Die beiden Achsen des Diagramms ziehen zwei Kontinuen.

Von auf Menschen fokussiert (links) zu auf Dinge fokussiert (rechts). Und von proaktiv (oben) zu reaktiv (unten).

Auf Basis dieser Achsen lassen sich Menschen gut in vier Kategorien einteilen.

  • Die Wettkämpfer (Contester): Die Menschen sind sehr kompetitiv, messen sich gerne mit anderen und mögen den direkten Vergleich. Aber: Sie machen nur 5-10% der Population aus.
  • Die Karriereristen (Careerist): Diese Menschen sind fleißig und durchhaltend. Sie nehmen sich einer Sache an und ziehen zielstrebig durch.
  • Die Sozialen (Socializer): Diese Menschen mögen den Austausch mit anderen, haben ein großes Mitteilungsbedürfnis und möchten wissen, wie es ihren Mitmenschen geht.
  • Die Kundschafter (Explorer): Diese Menschen wollen ständig etwas Neues entdecken, sind sehr kreativ und heute hier, morgen dort. Sie lieben den Reiz des Neuen.

Natürlich sind die meisten Menschen eine Kombination aus mehreren Typen.

Auffallend ist aber folgendes: Wettkämpfe sind nur für die Wettkämpfer interessant, die aber nur einen kleinen Teil der Bevölkerung ausmachen.

Manager sind oft Wettkämpfer

Viele Manager und generell Menschen in Führungspositionen sind Wettkämpfer. Sie mögen den Wettkampf und messen sich gerne mit ihren Mitmenschen.

Häufig sind es diese Leute, die sich ausdenken müssen, wie sie ihre Mitarbeiter motivieren können. Dabei schließen sie von sich auf andere. Nur weil sie Wettkämpfe motivierend finden, trifft das nicht auf alle anderen ebenso zu!

Wer in seinem Team vor allem Soziale, Kundschafter und Karrieristen hat, wird die Arbeitsmoral mit einem Wettkampf effektiv verringern.

Wettkampf setzt die falschen Anreize

Nehmen wir an, ein Unternehmen denkt sich folgendes Programm aus: Am Ende eines jeden Jahres werden die besten 20% befördert und die schlechtesten 10% gefeuert. Also ein pausenlose Wettkampf.

In der Folge passieren mehrere Dinge

  1. Der Wettkampf führt dazu, dass sich Mitarbeiter gegenseitig sabotieren – niemand will zu den schlechten 10% gehören
  2. Das gegenseitige Vertrauen sinkt
  3. Menschen, die keine Wettkämpfer sind (etwa 90% aller Mitarbeiter) finden den Wettkampf demotivierend
  4. Führungskräfte stellen aktiv schlechte Bewerber ein und sagen guten Kandidaten ab, um ihre Chancen, in die oberen 20% zu gelangen, zu erhöhen

Wer würde ein solches Programm einführen?

Microsoft hat das getan. Mitarbeiter haben dieses „Stack Ranking“ genannte System als eines der toxischsten und destruktivsten Unternehmenserfahrungen beschrieben, die sie je gemacht haben.

Das bedeutet nicht, dass Wettkämpfe per se schlecht sind. Kurze Motivationsschübe können damit durchaus erzielt werden, aber nur, wenn der Wettkampf zeitlich begrenzt ist.

Deutlich besser funktioniert die Mitarbeitermotivation durch Zusammenarbeit und Teamwork – also das Gegenteil des internen Wettkampfes.

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