LinkedIn hat es geschafft, durch den Einsatz subtiler Gamification Mechaniken zum größten Businessnetzwerk der Welt heranzuwachsen. Um besser zu verstehen, wie das Netzwerk die Methoden der Gamification zur Erhöhung des Engagements einsetzt, lohnt sich zunächst ein Blick auf die Ziele, die LinkedIn verfolgt.

Was sind die Ziele von LinkedIn?

LinkedIn lebt durch seine Nutzer. Es ist nur dann erfolgreich, wenn es genügend aktive Mitglieder hat, die sich regelmäßig auf LinkedIn austauschen und miteinander und mit dem Netzwerk selbst interagieren.

Damit dies funktioniert, braucht es eine solide Datenbasis. Die Profile der Mitglieder sollten also mit vielen für die Karriere relevanten Informationen bestückt sein.

Sich immer nur die Profile der anderen anzuschauen, würde aber irgendwann langweilig werden – daher braucht es außerdem stets frische Inhalte, die von den einzelnen Mitgliedern erstellt, geteilt und kommentiert werden – ein richtiges soziales Netzwerk eben.

LinkedIn hat daher drei zentrale Ziele, was seine Nutzer angeht.

Diese sollen

  • ihr Profil vollständig ausfüllen
  • rege untereinander interagieren und
  • regelmäßig neue Inhalte erstellen, teilen und kommentieren

Es ist nicht verwunderlich, dass die Gamification Mechaniken, die LinkedIn nutzt, genau diese drei Ziele unterstützen.

Gamification für Ziel #1: Profile ausfüllen

Damit Mitglieder dem Businessnetzwerk treu bleiben, sollten alle Profile möglichst vollständig ausgefüllt werden. Dann nämlich steigt die Datenqualität, das Netzwerken über LinkedIn wird effektiver und die Kunden sind zufrieden. LinkedIn hat daher ein ganz natürliches Interesse daran, dass seine Nutzer vollständige Profile anlegen.

Vor einigen Jahren wollte das aber noch nicht so recht klappen. Nutzer hatten schlicht keine Lust, alle Datenfelder auszufüllen, und viele Profile glichen daher einem Flickenteppich.

Um die Ausfüllrate zu erhöhen, griff LinkedIn zu einem simplen, aber effektiven Werkzeug: Die Progressbar. Nutzern sahen fortan eine Fortschrittsanzeige, die sich auffüllte, wenn sie neue Informationen in ihr virtuelles Nutzerprofil eintrugen. Nach erfolgreichem Eintragen aller relevanten Daten, erhalten Mitglieder zudem ein Abzeichen – sie sind fortan „Superstars“.

Das Bild unten zeigt die Fortschrittsanzeige (links im Bild) und das Abzeichen, das Nutzer für die Vervollständigung des Profils erhalten.

LinkedIn Progress bar and superstar badge

LinkedIn Progress Bar Gamification Mechanik

Es ist verständlich, dass Nutzer nicht nur 20%ige Mitglieder sein wollen – die Fortschrittsanzeige motiviert uns, zu einem vollwertigen (also mit vollständig ausgefülltem Profil) Mitglied aufzusteigen.

Durch diese simple Mechanik konnte LinkedIn die Rate der vollständigen Profilausfüllung um 55% steigern.

Gamification für Ziel #2: Untereinander interagieren

LinkedIn möchte, dass wir andere Mitglieder nicht einfach nur suchen und finden, sondern aktiv mit diesen in Verbindung treten. Dadurch nämlich steigt die Bindung zwischen uns und dem Netzwerk, und wir interagieren häufiger damit und bleiben länger treu. Die Förderung der Aktivität der Nutzer untereinander wirkt sich also indirekt auf den Erfolg des Karrierenetzwerks aus.

LinkedIn Endorsement for Gamification and Design

LinkedIn Endorsement / Bewertung

Um die Interaktion anzukurbeln, greift LinkedIn zu einem klugen Trick. Nicht nur können wir unsere Fähigkeiten auf unserem Profil anpreisen, wir können diese auch von anderen bestätigen lassen und die Fähigkeiten anderer bestätigen.

In der Folge hat sich dies zu einem Art Meta-Game entwickelt.

Hinterlässt ein Mitglied einem anderen eine Bestätigung, fühlt sich dieses in der Bringschuld, ebenfalls eine Bestätigung auszusprechen. In der Wissenschaft nennt sich dieses Prinzip Reziprozität.

Seit neustem können außerdem kurze Reviews vergeben werden – ähnlich wie bei Amazon, wo Kunden Produkte bewerten. Bei LinkedIn werden Nutzer gewissermaßen zu Produkten, die bewertet und gelobt werden können.

Weil diese Bewertungen öffentlich sind, entfaltet sich ein motivationaler Sogeffekt. Natürlich möchte jeder viele positive Bewertungen haben, und eine effektive Methode, diese zu bekommen, ist es, zuerst andere zu bewerten. Die Bewertungs- und Bestätigungsspirale funktioniert prächtig, und LinkedIn freut sich über die stärkere Interaktion mit dem Netzwerk.

Gamification für Ziel #3: Neue Inhalte erstellen

Nicht nur die Aktivität untereinander, auch das Erstellen neuer Inhalte ist ganz im Interesse LinkedIns. Wenn die Mitglieder fleißig erstellen, teilen und kommentieren, gibt es regelmäßig neuen Content – und daher auch ständig einen Grund, die LinkedIn-App zu öffnen und den Feed zu aktualisieren.

LinkedIn Statistik for profiles with steep graph

LinkedIn Profile Statistics

Um die Motivation, neue Inhalte zu erstellen, anzukurbeln, zeigt das Netzwerk detaillierte Statistiken darüber, wie häufig das eigene Profil angesehen wurde. Sinken die Zahlen, werden Nutzer aufgefordert, aktiver zu werden.

Wer möchte schon in der Vergesslichkeit des Internets verschwinden, insbesondere dann, wenn es um die eigene Karriere geht?

LinkedIn hat es geschafft, das Befüllen des Lebenslaufes und Netzwerken spaßig zu gestalten, und ist damit zum erfolgreichsten Businessnetzwerk der Welt aufgestiegen.

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